Leben der Geschwisterschaft

Dieses Dokument soll unser Miteinander beschreiben, um das wir uns bemühen. Es soll durch Konvent und Freundeskreis in regelmäßigem Turnus überprüft werden, ob das hier Geschriebene noch angemessen und passend ist.
Für den persönlichen Glauben ist uns die Freiheit des je eigenen Weges wichtig. In dieser Freiheit versuchen wir zu beschreiben, was unsere Gemeinschaft ausmacht.

 

Geistliches


Glauben, Leben, Welt

Wir verstehen den christlichen Glauben immer im Zusammenhang mit den Fragen und Herausforderungen der Welt, deshalb setzen wir uns auf unseren Tagungen mit Themen aus Gesellschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft auseinander. Auf diese Weise fragen wir nach dem christlichen Glauben mitten in der Welt.
Der persönliche Glaube ist in einem stetigen Wandel begriffen, zumeist ausgelöst durch direkte oder indirekte (Grenz-) Erfahrungen. Uns gegenseitig daran Anteil zu geben, ist ein besonderer Schatz der Gemeinschaft.

Gemeinsames Bibellesen

Das gemeinsame Bibellesen ist für uns zentral. Es findet bei fast allen Tagungen – ob in Präsenz oder per Video – statt.  Wir achten darauf, dass alle zu Wort kommen und nicht Einzelne das Wort führen.

Geistliche Leitung

Wir haben ganz bewusst keine einzelne geistliche Leitungsperson, sondern ein demokratisch gewähltes Leitungsgremium. Der Austausch über Geistliches findet zwischen den Konventsmitgliedern und den Freund*innen auf Augenhöhe statt. Im gegenseitigen Anteilgeben und -nehmen ereignet sich für uns geistliche Gemeinschaft.

Gebetskarte

Ein verbindendes Element der Geschwisterschaft ist die Gebetskarte. Auf ihr finden sich die Namen aller aktuellen Mitglieder von Konvent und Freundeskreis.
Außerdem enthält sie das verbindende Gebet der Geschwisterschaft. Mit diesem Gebet wird an jedem Tag des Monats mehrerer Geschwister gedacht.
Zum geistlichen Repertoire der Geschwisterschaft gehört außerdem das Brevier, eine Sammlung von Gebeten und Anleitungen zur Meditation.

Die Vielfalt unserer Traditionen

Von einem lutherisch geprägten Glauben herkommend, hat sich die theologische und spirituelle Ausrichtung der Geschwisterschaft geweitet. Unterschiedliche theologische Richtungen haben Einzug gefunden.
Wir sind und bleiben offen für neue Formen der Spiritualität und für Impulse aus anderen Traditionen.
Besonders wichtig ist uns das gemeinsame Singen auf unseren Tagungen.
 

Formulierung von Glaubensüberzeugungen

Es gibt unter uns keine regulierende Instanz für die je persönlichen Glaubensinhalte. Wir respektieren die persönliche Überzeugung der einzelnen Geschwister. Dazu gehört auch, dass wir mit unseren eigenen Überzeugungen offen und ehrlich umgehen und differierende Meinungen aushalten.


Miteinander


Die Gestaltung unseres Miteinanders auf den Tagungen

Wir treffen uns zu vier kleinen und einer großen Tagung im Verlauf eines Jahres. Die Tagung im Februar ist eintägig und als Online-Format gestaltet. Im Juni treffen wir uns an einem Samstag an einem Wohnort eines unserer Geschwister. Die Tagung im September ist eine Wochenend-Tagung und war in der Vergangenheit schon mehrfach Anlass für eine Städtereise. Die Tagung im November erstreckt sich ebenfalls über ein Wochenende.
Die große Tagung dauert fünf Tage und findet im Evangelischen Bildungszentrum Hermannsburg statt. Diese Tagung ist das Zentrum unseres geschwisterschaftlichen Lebens. Besonders hier begegnen sich die Generationen. Teil dieser Tagung ist die Konventssitzung. Ein gemeinsam gestalteter Gottesdienst schließt die Tagung ab.
In den tagungsfreien Monaten treffen wir uns am 20. Tag um 20 Uhr zu einem Online-Format (sog. 20/20-Tagung), bei dem wir entweder gemeinsam Bibel lesen oder uns mit einem Thema beschäftigen.
Die Mitglieder des Konvents oder der Freundesliste sind gebeten, an mindestens einer Tagung im Jahr in Präsenz teilzunehmen.
 

Miteinander der Generationen

Das Miteinander der Generationen ist zu einem wichtigen Teil unserer Gemeinschaft geworden. Inzwischen sind die Enkel der ersten Generation mit dabei. Wir legen Wert darauf, die Anliegen und Wünsche aller Generationen in unserer Tagungsarbeit zu berücksichtigen.
 

Unsere Sprache

In einer Gesellschaft, in der vieles im Umbruch und Wandel ist, bemühen wir uns um eine Sprache, die nicht diskriminiert. Auch für den Glauben braucht es häufig eine neue Sprache, weil alte Begriffe nicht mehr zum Erlebten und Erkannten passen. Das ist nicht immer für alle gleichermaßen stimmig, aber Anlass für ein belebendes Gespräch.
 

Gleichberechtigung

Das gleichberechtigte Miteinander der Geschlechter ist uns ein wichtiges Anliegen. Der Konventsrat (Leitungsgremium) soll nach Möglichkeit paritätisch besetzt werden.
In Diskussionen bedienen wir uns einer besonderen Moderationstechnik, dazu gehören das Erstrederecht, eine transparente Gesprächsleitung und eine strukturierte Diskussion. Weitere Erläuterungen dazu finden sich im Schutzkonzept.

Organisatorisches


Rechtsform

Die Evangelische Geschwisterschaft e.V. ist ein eingetragener gemeinnütziger Verein mit einem Vorstand, dem Konventsrat. Sie unterliegt damit dem Vereinsrecht und den entsprechenden Regularien. Die Jahreshauptversammlung (Konventssitzung) findet in der Regel auf der Großen Tagung rund um Ostern statt.
 

Aufnahmen in den Konvent

Der Weg in unsere Gemeinschaft geschieht über Begegnungen auf Tagungen (Gäste sind immer willkommen) und damit über eine Wegstrecke des gemeinsamen Kennenlernens. Ein erster Schritt ist die Aufnahme in den Freundeskreis. Eine Aufnahme in den Konvent ist auf Antrag an den Konventsrat möglich.
 

Finanzierung

Wir finanzieren unsere Arbeit durch Spenden vor allem aus den eigenen Reihen.

 

Zu unserer Geschichte


Die Entwicklung

Gegründet in den 1970er Jahren durch Pastor Klaus Vollmer, hat sich die Gemeinschaft spätestens seit Beginn der 1990er Jahre zunehmend verändert.
In dem hier vorliegenden Dokument wird das derzeitige Miteinander beschrieben. Es hat nicht den Charakter einer Satzung, sondern versteht sich bewusst als jederzeit fortzuschreibender Text.
 

Umgang mit Missbrauchserfahrungen in der eigenen Geschichte

Das Bekanntwerden von etlichen homosexuellen Beziehungen des ehemaligen Leiters der Bruderschaft, Pastor Klaus Vollmer (verstorben 2011), im Jahre 2017 wurde für unsere Gemeinschaft zu einer erheblichen Herausforderung. In ihrer Folge hat sich die Geschwisterschaft der Aufgabe der Aufarbeitung gestellt. Die dabei entstandene externe Studie wurde im Februar 2022 veröffentlicht und ist über unsere Homepage frei zugänglich.
In vielen persönlichen Gesprächen und auf zahlreichen Geschwisterschaftstagungen wurde aus der Vergangenheit erzählt. Positive Erfahrungen mit Klaus Vollmer wurden benannt. Viele Verletzungen traten zutage, Machtstrukturen und Machtmissbrauch kamen ins Bewusstsein. Es entstanden eine neue Offenheit und Ehrlichkeit, es entwickelte sich eine große Behutsamkeit im Umgang miteinander: Eine neue Kultur des Miteinanders ist entstanden.
Im Jahre 2024 wurde ein Schutzkonzept entwickelt, auf dessen Lektüre hier ausdrücklich verwiesen wird.
 

Einladung

Wir sind offen für Gäste und neue Mitglieder. Wer sich für unsere Gemeinschaft interessiert, ist herzlich eingeladen, zu unseren Tagungen zu kommen und teilzunehmen.
 

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